1. Das Leben geht immer
    weiter!

Eine Miieustudie über einen Langzeitarbeits -losen

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Leben geht immer weiter!

Thomas muss heute wieder früh aufstehen. Halb 3 Sonntags geht es los. Kaffee machen, anziehen, waschen, Zähne putzen.

Jeden Sonntag fährt er zum Flohmarkt. Er fragt sich mal wieder wie das Wetter wohl werden wird. Bisher sieht alles trocken aus.

Thomas ein ganz normaler Hartz 4 Empfänger und schon viel zu lange arbeitslos. Gestern musste er mal wieder die Mietzahlung verschieben. Der Anruf beim Vermieter war natürlich wieder peinlich, aber notwendig. Diesen Monat waren wiederholt höhere Zahlungen fällig. Damit war die Hälfte des Geldes wieder weg.

Er holt sein Auto, hängt den Anhänger an und fängt an seine gesammelten Bücher, Spielzeug, Klamotten, Haushaltswaren und alles was hier nicht zuzuordnen ist einzusammeln. "Hoffentlich kann ich heute viel verkaufen", denkt er sich sorgenvoll. Der Kühlschrank ist leer und noch 3 Wochen zu überstehen. Die Grübchen um die Augen herum zeigten sich wieder, was er natürlich nicht wusste. Ein bisschen hatten sie sich schon in sein Alltagsgesicht eingegraben.

Thomas überlegte, ob er heute auch die alten Möbel mitnehmen sollte, wenn das Wetter umschlägt dann könnten sie durch den Regen wieder nass werden. Er entschied sich sie Zuhause zu lassen. Als die Garage geräumt war, fuhr er noch zur Wohnung und holte seine „wertvollen Sachen“ aus der Wohnung. Die Gewinnbringer, wie er sie immer nannte.

 Der Flohmarkt zu dem Thomas immer fuhr liegt direkt am Wasser. Ein Multikultipatz mitten in der City. Hier kommen immer Händler aller Nationen wie er immer sagte. Es herrscht ein gewisser Geräuschpegel, der sich aus Stimmen, Musik, Schiffsirenen und nich definierbaren Quellen zusammensetzt. Nur tolle Menschen, mit denen es Spass macht sich zu unterhalten und zu handeln scheinen hier zu sein. Der Platz kostet jedes Mal 15 Euro Gebühren für den Stand und 10 Euro für das Auto. Es kommen immer hunderte von Menschen, die meistens früh kommen und um die besten Plätze kämpfen. Wer zu spät kommt findet meistens keinen Platz mehr. Hier wird einfach alles verkauft Kleidung, Haushaltsartikel, Dinge die scheinbar keiner mehr braucht, aber immer wieder Liebhaber finden, die mit Höchstpreisen dafür kämpfen. Fahrräder werden natürlich auch angeboten. Allerdings weiss man nicht wie lange man sie behalten kann, da nicht so klar ist wo sie herkommen.

 Aber egal was verkauft wird, alle haben Spass und freuen sich auf die vielen Besucher, die mit viel Zeit über den lebendigen Markt schlendern.

Die Lage am Wasser sorgt bei Besuchern und Verkäufern für eine besondere Stimmung. Man bemerkt eine gewisse Glücksseligkeit, die in einem strahlenden Lächeln seinen Ausdruck findet.

 Thomas hat inzwischen seinen Stand aufgebaut. 3 Meter Tischlänge nach einem übersichtlichen System vollgepackt. Die interessanten Dinge nach hinten, die weniger Interessanten nach vorne. Seine Erfahrung hat ihm gelehrt, dass das die beste Methode ist.

 Der erste Kunde schaut sich den ferngelenkten Mercedes an. Thomas überlegt, entscheidet sich dann aber, dass er 15 Euro dafür haben will. Der Kunde schaut das Auto skeptisch an, als ob es ein Neuwagen aus der Werkshalle des Autobauers ist und sagt mit einem skeptischen Blick 5 Euro. Das Auto hat hier und dort einen Kratzer und sei auch nicht mehr neu. Nach einer kurzen Diskussion über den wirklichen Wert einigen sich beide auf 11,50 Euro. Man sah ein Lächeln im Gesicht von Thomas. Aber eine Tüte sollte er dem Käufer noch geben. Was Thomas gerne machte, denn er mochte den Mann.

 Thomas musste wieder an seine Miete denken und dass der Monat noch viele Tage hatte. Aber ein Kind, dass sich über den Kauf einer Barbiepuppe riesig freute, brachte ihm das Lächeln wieder zurück. Heute hatte er sich wieder etwas Besonderes einfallen lassen. Beim Kauf von 3 Büchern mussten nur 2 bezahlt werden. Eine tolle Idee, wie er fand, es war ein Werbeslogan eines Buchhändlers in der Innenstadt.

Dieses Angebot scheint anzukommen, da schon viele Bücher verkauft waren.

Irgendwann wollte Thomas mit dem Flohmarktverkauf aufhören. Das Problem ist nur, dass er seit Jahren keinen Job findet und nie genug Geld zum Leben übrig hat.

 So wir er wohl noch länger Inventar des Marktes sein, damit das Leben weiter geht. 13.00 Uhr Abbau, einpacken, einladen, Zuhause wieder ausräumen und das wichtigste der Kassensturz. 45 Euro übrig, nachdem die Gebühr bezahlt war. Dafür wieder 14 Stunden unterwegs und keine Aussicht, dass sich die Situation bessern könnte.  Aber Thomas ist ein positiv denkender Mensch und freute sich auf den nächsten Sonntag auf die kommende Kühlschrankfüllung. Das Leben geht weiter und ab Morgen wird alles besser sein.